Darum ist Scheitern der Motor für schlaue Köpfe

Und warum sich unsere Fehlerkultur dringend ändern muss.

Dein Kind hat sich etwas getraut. Etwas ausprobiert, gebaut, gesagt – und es hat nicht funktioniert.
Vielleicht siehst du die Enttäuschung in seinem Gesicht. Diesen winzigen Moment, in dem Mut zu kippen droht. Viele Kinder hören irgendwann auf zu experimentieren.

Nicht, weil ihnen die Ideen fehlen – sondern weil sie Angst haben, zu scheitern. Dabei ist gerade das Scheitern der Schlüssel für große Entdeckungen, mutige Entscheidungen und langfristigen Erfolg.

“Fehler” und “Helfer” bestehen aus den gleichen Buchstaben.

Dennoch wird gerade in Deutschland Scheitern in der Regel als etwas Negatives betrachtet. Fährt jemand bspw. das eigene Unternehmen vor die Wand, wird das häufig zum Stigmata und ein zweiter Anlauf erscheint vielen verzweifelt und unnötig. Immerhin hat man es doch schon beim ersten Mal nicht hinbekommen…

In anderen Ländern hingegen – vorallem in den USA – genießen gerade jene Vertrauen, die in der Vergangenheit bereits gescheitert sind. Weil sie doch sicherlich aus den Fehlern von damals gelernt haben und nun wissen, wie es besser geht. Und das macht Sinn.

Fehler sind im Kontext des kreativen Denken unverzichtbar.

Sie zeigen uns neue Wege, eröffnen Perspektiven und lehren uns, über den Tellerrand zu schauen. Wer sich nie traut, falsch zu liegen, wird nie erfahren, was möglich ist. Die erfolgreichsten kreativen Köpfe wie Erfinder, Künstler oder Visionäre haben darum eines gemeinsam:

Sie sind bereit, Fehler zu machen, schnell aus zu lernen und einen weiteren Versuch zu wagen.

Die ganze StartUp-Szene könnte kaum existieren, wenn Fehler – wie es in der Schule der Fall ist – geächtet und bestraft werden. Im Gegenteil. Das Motto “Fail fast, break things” (“Scheitere schnell, mach Dinge kaputt!”) treibt ganze Branchen an und unterstreicht die Notwendigkeit von Fehlern für Wachstum und Erfolg.

Kinder scheitern zunächst noch völlig angstfrei

Kleine Kinder gehen noch völlig unbefangen mit Fehlern um. Sie probieren aus, fallen hin, stehen wieder auf und probieren es erneut. Diese natürliche Bereitschaft, zu experimentieren, ist der perfekte Nährboden für kreative Denkprozesse. Doch leider verlieren viele Kinder diese Unbefangenheit im Laufe der Schulzeit – aus Angst vor falschen Antworten oder schlechten Noten. Denn wer etwas wagt und scheitert, bekommt schnell ein „Rot“ statt ein „Respekt“.

🛠️ Was du als Eltern tun kannst

Du musst kein Pädagoge oder Experte sein, um die Fehlerkultur deines Kindes zu verbessern.
Aber du kannst mit eurem Zuhause den Ort schaffen, an dem Fehler Freunde sind – und kein Grund, sich klein zu machen. Hier sind einige erste Ideen:

Teile deine eigenen Fehler – und was du daraus gelernt hast.

🥳 Feiere das Ausprobieren, nicht nur das Ergebnis.

🔍 Frag nach dem Weg, nicht nur dem Ziel: „Wie bist du auf die Idee gekommen?“

🧡 Gib deinem Kind Sicherheit, wenn es mutig ist – nicht nur, wenn es Erfolg hat.

💬 Nutzt Misserfolge als Gesprächsanlass: „Was war spannend daran? Was würdest du nächstes Mal anders machen?“

Ein berühmtes Beispiel für kreatives Scheitern ist übrigens die Erfindung des Klebezettels (Post-it). Eigentlich wollte der Chemiker Spencer Silver einen superstarken Kleber entwickeln – stattdessen entstand ein schwacher Haftkleber. Was zunächst als Fehler galt, wurde später zu einem der meistverkauften Büroprodukte der Welt.

Fehler sind keine Sackgassen – sie sind Wegweiser. Sie zeigen, dass wir etwas Neues probiert haben und dass wir wachsen. Indem du deinem Kind den Mut gibst, Fehler zu machen und daraus zu lernen, schenkst du ihm die vielleicht wichtigste Fähigkeit der Zukunft: Die Freiheit, kreativ zu denken.